Montag, 27. Januar 2014

Authentizität auch für mich!

Liebe Leser,

jetzt sind schon wieder viele Wochen ins Land gezogen, seit ich das letzte mal einen Blog geschrieben habe. Ich selbst hätte nicht gedacht, dass ich so lange brauchen würde, bis ich wieder die Tastatur in dieser Form bearbeiten würde. Dazu kommt, dass eine liebe Blogger-Kollegin, Cornelia Stessl fleißig schreibt. Und da ich ihre Blogs regelmäßig lese, habe ich beinah schon Druck verspürt, mich endlich auch wieder auf den Hosenboden zu setzen, um etwas zu schreiben.
Aber wie heißt es so schön? Gut Ding will Weile haben. Und natürlich gibt es auch einen Grund, warum ich nicht die Muße hatte, zu schreiben. Ich war schlichtweg nicht soweit.
Die letzten Wochen haben mir gezeigt, dass auch ich immer noch brav in Prozesse geführt werde, die es zu durchleben gilt. Einer meiner letzten Prozesse hat mich gelehrt, dass auch ich ab und zu mit der Frage konfrontiert werde: "Bin ich eigentlich authentisch?" Und darüber möchte ich heute berichten.
Ausgelöst wurde die ganze Geschichte durch ein Treffen mit einem Menschen, der in der Personalentwicklung tätig ist und dort einen hervorragenden Job macht.
Ich hatte ihn gebeten, meine Unterlagen zu supervisieren und mir den einen oder anderen Tipp zu geben, wie ich möglicherweise mit meinen Trainingsideen auch in der steirischen Wirtschaft Fuss fassen kann. Da er in diesem Feld schon viele Jahre arbeitet, hat er große Erfahrung in diesem Gebiet.
Wir trafen uns also zu einem Gespräch und er schaute über mein Trainerprofil.
Um es kurz zu machen: Er war nicht mit allem zufrieden, was er da sah.
Wenn Sie mir schon das eine oder andere Mal "begegnet" sind, dann wissen Sie, mein Fachgebiet ist Authentizitätscoaching. Ich habe dazu auch eigene Methoden und Techniken entwickelt, die meinen Klienten helfen, sich selbst zu entdecken und Schritt für Schritt in die Freiheit führen. Ich bin der Meinung, das gelebte Authentizität auch im Berufsleben, insbesondere auf Führungebene wünschenswert wäre, denn wer "echt" ist, ist meiner Meinung nach greifbar und vertrauenswürdig.
Aber warum Authentizität in der Wirtschaft für mich erstrebenswert ist, darum soll es ein ander Mal gehen. Heute geht es darum, dass mir besagter Kollege andeutete, dass ich gewisse Dinge in meinem Trainerprofil streichen müsse, wenn ich in der Wirtschaft Fuss fassen wolle. Die Herren dort wollen nichts wissen über Quanten-Matrix-Techniken, Wahrnehmung, Resonanzgesetz oder Energetik. Doch sind es genau diese Grundlagen, die es mir - neben Ausbildungen und Erfahrungen in Vertrieb, Marketing und Kommunikation - erlaubt haben, meine Methoden zu entwickeln.
Ich solle also darüber lieber den Mantel des Schweigens breiten. Auch sei es keine gute Idee, wenn ein Manager erfahre, dass ich gemeinsam mit meiner Partnerin Meditationsabende leite, bei denen gechannelt wird. Ich müsse verstehen, dass das ein KO-Kriterium sei.
Ja. Kann sein. Ich bestreite nicht, dass solche Themen verunsichern. Aber bitte wer hat gesagt, dass ich an einem Seminar für Vertriebsprofis channeln möchte?
Es hat mich tagelang beschäftigt. Soll ich also verschweigen, wer und was ich bin? Ich hatte tagelang ein so blödes Gefühl in der Magengegend, das kann ich gar nicht beschreiben.
Dazu kommt, dass wer mich googelt sicher auf shandriel.com stoßen wird, wo es u.a. genau um diese Themen geht. Warum soll ich sie also auf meinem Trainerprofil verschweigen? Warum soll ich mich zweiteilen und damit einem Teil meiner Arbeit die Glaubwürdigkeit entziehen. Sind wir nicht alle ein Gesamtpaket.
Sie sind vielleicht beruflich ein toller Buchhalter, aber auch ein Spitzenkoch. Würden Sie eines der beiden verschweigen, weil Sie Angst hätten für das andere nicht engagiert zu werden?
Wir leben in einer Zeit des Aufbruchs. Überall wird über Alternativen zu bestehenden Systemen nachgedacht. Erneuerbare Energien, Alternative Finanzierungsmodelle, Banken für Gemeinwohl und Grüne Wirtschaft sind am Entstehen. Will ich da wirklich in alte Systeme integriert werden, in denen über alternative Ansätze nicht gesprochen werden darf? Ich habe für mich beschlossen: Nein!
Getreu Otto Scharmers Motto "From Ego to Eco" möchte ich mich für Alternativen einsetzen, möchte Grenzen sprengen und jedem, auch mir, die Möglichkeit geben, echt zu sein, in all seinen Facetten zu glänzen.
Wenn wir diese Grenzen nicht sprengen, sondern immer brav das Wiederkäuen, was man uns vorsetzt, tun, was "man" von uns erwartet, gibt es keine Entwicklung, sondern nur Wiederholung und Stillstand. Wenn wir diesen Planeten eines Tages verlassen, wollen wir dann nicht, dass er wieder ein Bisschen besser, ein Bisschen wärmer, humaner, freier ist?
Ich für meinen Teil habe beschlossen, dass es so sein soll.
Ja, es erfordert Mut. Ja, es erfordert Kraft. Aber wir können sagen, ich bin echt. Und ich bin davon überzeugt, dass meine Echtheit auch genau die Menschen anziehen wird, die sich wünschen, neue Wege zu gehen, ausgetretene Pfade zu verlassen.
Ich bin sehr dankbar für das Gespräch, das ich hatte, denn es hat genau aufgezeigt, dass auch ich authentisch sein muss, wenn ich meinen Weg gehen will. Einen Weg, auf dem ich mich nicht verbiegen muss, weil ich echt sein darf. Und auch, wenn es vielleicht ein Wenig länger dauert, bis sich der gewünschte Erfolg einstellt, wenn er dann kommt, dann weil ich so bin, wie ich bin - echt, greifbar, authentisch.

Dienstag, 19. November 2013

Die Maske des Trainers?!

Jetzt ist es doch einige Tage her seit ich meinen letzten Eintrag hier verfasst habe.
Ich war gesegnet mit Arbeit & Weiterbildung, was mir keine Zeit ließ, meine Gedanken auf Papier zu bringen.
Interessanterweise ist es genau die Weiterbildung, die Ihnen nun dieses Lesevergnügen (sagen Sie bloß nichts gegenteiliges!) beschert.
Um auf dem Laufenden zu bleiben, und weil man(n) ja auch nie auslernt, habe ich ein Seminar in Sachen Rhetorik besucht. Ich finde, man kann ruhig auch einmal Seminare besuchen, bei denen man das Gefühl hat, man sei eigentlich fit in dem Thema, denn irgend etwas Neues findet sich immer und es verhindert, dass man allzu betriebsblind wird.
Also habe ich mich freudig mit anderen KursteilnehmerInnen auf 2 ½ Tage Seminar vorbereitet. Was allerdings im Seminar passierte, hat mich doch sehr zum Nachdenken angeregt.
Wie wir ziemlich schnell feststellen durften, ging es in diesem Seminar nicht nur um Rhetorik, sondern um Kommunikation im allgemeinen, aber auch um ihre Facetten wie Körpersprache, Mimik etc. Doch auch rhetorische Formen und das Verbessern des eigenen Vortrags standen auf dem Programm. Und wie es heute üblich zu sein scheint, wurden wir Teilnehmer bei jedem unserer Vorträge, Statements und anderen Dingen gefilmt, damit wir uns hinterher selbst anschauen konnten.
Jeder Teilnehmer erlebte dabei die gleiche Prozedur.
Wir als Gruppe durften Feedback geben und die Leiterin des Kurses rundete dann das Gesehene mit Ihrer Auffassung der Dinge ab.
Nun bin ich ja auch der Meinung, dass bei einem Vortrag, einer Moderation oder einem Training Füllworte wie „äh“; „ähm“; „eigentlich“ sicher reduziert werden sollten, weil sie schlicht nerven, aber was wir in diesem Kurs erlebten...
Ich stelle hier mal ganz provozierend die Frage:
Müssen wir als Trainer so kontrolliert, so beherrscht und so aufmerksam sein, dass jede Geste, jedes Wort, jede Betonung, ja, jedes Zucken der Mundwinkel beabsichtigt ist? Würden Sie das von einem Lehrbeauftragten erwarten?
Ich frage deshalb, weil mir an meinen Kollegen auffiel, wie sehr alles ins maskenhafte abzugleiten drohte. Zum Schluss war nichts mehr authentisch oder natürlich. Allzu beherrscht wirkten die Gesten allzu akzentuiert die Betonungen, die Aussprache, die Formulierungen allzu glatt geschliffen.
Ich hatte das Gefühl, im Theater zu sitzen und einem Schauspiel beizuwohnen. Ehrlich gesagt fand ich es teilweise grauenhaft.
Wo bleibt die Lebendigkeit eines Lehrbeauftragten, wenn jede Emotion beherrscht wird? Wie kann man diesen Menschen, der die Absicht hat, mich zu erreichen, mich zu bewegen, ja, vielleicht sogar zu berühren, ernst nehmen, wenn man doch insgeheim spürt, dass Phrasen auswendig gelernt wirken, Gesten einstudiert, Betonungen gelernt? Wie echt kann so jemand noch wirken?
Je länger wir solche Dinge dann üben, desto konditionierter wird unser Verhalten, denn unser Gehirn bastelt aus genügend Wiederholungen eine Synapse, quasi den Bizeps im Kopf, denn der Muskel am Arm wird auch immer dicker, wenn wir nur genügend Wiederholungen einer Übung für ihn machen.
Wie viel bleibt vom Mensch noch übrig? Und wieder bleibt die Frage nach der Authentizität...
Ich bin kein Freund von Stephan Raab, sicher nicht, aber er ist für mich ein Beispiel, dass man mit gefühlten 10’000 „äh“ in 2 Minuten Moderation zur Speerspitze der Deutschen Unterhaltungsindustrie avancieren kann. Und auch sonst wirkt für mich sein Verhalten „echt.“ Der Erfolg scheint ihm also Recht zu geben.
Und auch wenn Herr Raab für mich keinesfalls für Bildungsfernsehen steht, so steht er für mich möglicherweise für Authentizität, für Persönlichkeit – egal, ob man ihn mag, oder nicht.
Sind es denn nicht Persönlichkeiten, die unsere Welt formen? Haben wohl die großen, geistigen Führer, Dichter, Denker und Philosophen dieser Welt erst einmal ein Rhetorikseminar besucht, bevor sie sich trauten, Ihre Ideen zu lehren?
Wohlgemerkt: ich spreche nicht von einem Aristoteles, einem Plato, Cicero oder Julius Cäsar. Menschen also, die Rhetorik in ihrer ureigensten Form gelernt haben. Mir geht es um Menschen wie z. Bsp. Albert Einstein, Menschen, die kein Blatt vor den Mund nahmen und durch ihre Reden die Welt verändert haben – oft auch zum Guten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand zu Jesus gesagt hat, ers solle seine Hände so oder so einsetzen, darauf achten, dass er „eigentlich“ aus seinem Wortschatz streichen sollte und ein aktiver Zuhörer sein müsse.
Gehören diese Dinge nicht zum gesunden Menschenverstand und legen sie sich nicht mit der Zeit, wenn einmal das Lampenfieber bezwungen ist?
Mir graut es vor einer uniformierten Sprache, vor Gesten, die nicht spontan sondern kontrolliert entstehen, auch, wenn das alles sicher gut gemeint ist.
Ich möchte Menschen vor mir haben, keine Marionetten, echte Gefühle spüren, keine Schauspielerei.
Selbstverständlich weiß ich, dass man all diese Dinge psychologisch erklären kann, dass es Gründe dafür gibt, manche Dinge auf verschiedene Arten zu formulieren, auch weiß ich, was die Vorteile aktiven Zuhörens sind und dass gewisse Phrasen Hilfestellungen sein können, an denen man sich entlanghangeln kann.
Doch wollen wir denn bei allem Wissen das wir erlernt haben nicht vergessen, dass ein Vortrag, eine Rede, ein Lehrthema erst dann wirklich bei uns ankommt, wenn es uns emotional berührt. Sprich: wenn das Herz mit dabei ist. Und das Herz spricht bekannterweise oft eine andere Sprache als der Verstand.
Für diese Sprache gibt es aber offensichtlich noch keine Rhetorikkurse.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Wer was gelten will, muss andere gelten lassen...

Mit diesem Spruch von Johann Wolfgang von Goethe inspirierte mich Jörg Löhr zum aktuellen Beitrag – vielen Dank! Wer Jörg Löhr nicht kennt, hier ein kurzes Update: Jörg Löhr ist einer DER Erfolgstrainer in Deutschland. Beheimatet in Augsburg arbeitete Jörg Löhr schon mit solch illustren Persönlichkeiten wie Jürgen Klinsmann und holte Bill Clinton mal eben für einen Abend zu einer Veranstaltung als Redner nach Deutschland. Ich selbst durfte ihn vor einigen Jahren auch in einem Seminar genießen. Ich wähle bewusst den Begriff „genießen“, denn mit Herrn Löhr zu arbeiten ist ein Genuss. Er ist unter anderem auch eine Inspirationsquelle, die mich zu (m)eine Trainerlaufbahn angeregt hat. Aber nicht dass Sie jetzt sagen, er sei Schuld! Ja, wer was gelten will, muss andere gelten lassen. Vermutlich werden Sie jetzt gerade nicken und sich denken, „ist ja sowieso klar!“ Schließlich sind wir ja alle gut erzogen und haben gelernt: Ehre, wem Ehre gebührt. Trotz allem aber frage ich mich, ob wir denn auch alle nach dieser Maxime handeln? In meiner Vergangenheit habe ich mich u.a. sehr intensiv mit asiatischen Kampfkünsten auseinander gesetzt. Sollten Sie jemals das Vergnügen haben, ein echtes Dojo von innen zu sehen (nein, nicht die Turnhalle vom regionalen Turnverein mit seiner Karate-Abteilung), dann werden Sie dort auch immer Fotos der Meister sehen, in deren Tradition dort gelehrt wird. Man ehrt dort also sehr bewusst diejenigen, die etwas erschaffen oder geleistet haben. Wir hingegen kommen meist über ein paar Fotos unserer Liebsten und/oder Verwandten nicht hinaus. Warum fällt es uns manchmal so schwer, jemanden anders gelten zu lassen, selbst, wenn es nur dessen Meinung ist? Kommt da in uns unsere steinzeitliche Vergangenheit durch, die auf keinen Fall möchte, dass wir unsere Position am Feuer und damit an der Wärme in „Gefahr“ bringen? Besonders auffallend finde ich diesen „Mangel“ an willentlicher Anerkennung bei den sozialen Netzwerken wie Facebook, wo man ja unter einem Beitrag oder auf einer Seite mit einem „gefällt mir“ seine Anerkennung zeigen kann. Es ist ganz erstaunlich, was man dort beobachten kann. Ich selbst betreue dort drei Seiten, die man mit dem berühmten „gefällt mir“ anklicken kann, damit man mit den Neuigkeiten, Gedanken oder Beiträgen, die dort publiziert werden regelmäßig versorgt wird. Eine dieser Seiten ist meine eigene Seite „Stefan Trumpf – Training & Beratung“. Es ist ganz interessant, was ich im Zusammenhang mit meiner Seite und unserem Thema hier so erfahren darf. So lesen Menschen nachweislich (Statistiken sind toll!) regelmäßig meine Beiträge dort, oder auf den beiden anderen Seiten, aber zu einem „gefällt mir“ können sie sich nicht durchringen – weder für die Seite, noch für die Beiträge. Nun könnte man meinen: „Tja, Kollege, dann sind die Beiträge halt nix, oder?!“ Diesen Einwand kann ich aber nicht gelten lassen, denn warum folgen dieselben Menschen den Beiträgen mit absoluter Regelmäßigkeit? Und seien Sie versichert: das tun sie. Wir wollen auch mal den Faktor Konkurrenzdenken außen vor lassen, der implizieren würde, dass man ja immer die Konkurrenz im Auge behalten muss. Ist schon richtig, aber da bin ich ehrlich, so groß ist sie glaube ich nicht, meine Konkurrenz. Kann es nicht viel eher sein, dass wir uns lieber nicht offenbaren wollen? Kann es sein, dass wir schlichtweg zu feige sind, um jemanden zu „liken“ wie man neudeutsch sagt?! Schließlich offenbaren wir ja mit jeder Anerkennung, die wir öffentlich zeigen, auch etwas über uns selbst und vielleicht wollen wir das ja gar nicht? Fragen Sie Sich bitte jetzt einmal, ob das sein kann! Und? Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen? Ich will ein simples Beispiel machen. Als ich das erste Mal allein in Berlin war, gab es die Mauer noch – was für dieses Beispiel allerdings völlig unerheblich ist. Ich war zarte 17 Jahre alt und mit Freunden in einer Clique auf großer Fahrt. Berlin war damals ein noch viel größeres Abenteuer, als es heute ist, und es lag noch ein Wenig der Hauch eines David Bowie, eines Lou Reed oder Nick Cave über der Stadt. Wir kamen aus einer Kleinstadt und waren beinah von allem fasziniert, was da so vor sich ging. Unweigerlich standen wir dann auch einmal vor (ich betone VOR) einem Beate Uhse Laden und begutachteten die Auslage im Fenster. Dabei bemerkte ich, dass die Männer (es waren in der Tat nur Männer, die das Geschäft verließen) ihre Einkäufe in undurchsichtigen Müllbeuteln transportierten – alle, durch die Bank. Die Ware war also neutral verpackt. Der Grund ist klar, man(n) wollte nicht als Beate Uhse Kunde geoutet werden. Ich frage mich, ob die mangelnde Bereitschaft, sich öffentlich zu einem Beitrag, einer Person, einer Gesinnung oder was auch immer, zu bekennen, ähnliche Gründe hat. Wollen wir uns einer möglichen Rechtfertigung vor Dritten entziehen, indem wir zu stillen Konsumenten mutieren? Machen wir uns wieder einmal mehr Gedanken über das Bild, dass Herr oder Frau Normalverbraucher sich von uns machen, als wir das möglicherweise sollten? Sie wissen, mein Fachgebiet ist Authentizitätstraining. Gehört nicht auch zu authentischem Leben dazu, jemandem die Anerkennung zukommen zu lassen, die ihm oder ihr gebührt? Und wenn Sie nun das Bild eines Engels, eines Sportwagens oder von mir aus auch das einer leichtbekleideten Dame oder eines verschwitzten Herrn mit bloßem Oberkörper mit „gefällt mir“ markieren, was soll schon geschehen? Ganz zu schweigen von einem Beitrag, der Ihnen wirklich gefällt? Glauben Sie, Ihr(e) NachbarIn wechselt deswegen morgen die Straßenseite oder tuschelt hinter vorgehaltener Hand? Und wenn schon! Stehen Sie zu Sich und den Dingen, die Ihnen gefallen, die Sie mögen, die Sie bewegen, die Ihnen gefallen. Sie werden merken, wie befreiend das ist. Es macht Sie menschlich und damit authentisch. Und wenn möglicherweise der eine oder andere Mensch daraufhin aus ihrem Bekanntenkreis ausscheidet, dann war er/sie vielleicht dort eh fehlbesetzt? Doch der verehrte Herr Goethe hatte natürlich noch etwas ganz anderes im Sinn, als er seinen Mitmenschen diesen Satz vor die Füße warf: das Resonanzgesetz. Ja, genau, das haben Sie schon so oft gehört! Aber Sie werden lachen, es greift auch hier! Wenn wir etwas gelten wollen, müssen wir andere auch gelten lassen. Senden wir Anerkennung aus, wird uns auch Anerkennung zuteil. Vielleicht merken wir das nicht immer gleich, vielleicht wird uns die Anerkennung auch nicht unbedingt sofort von dem Menschen geschenkt, von dem wir sie doch jetzt gerade so verzweifelt gerne hätten, aber sie kommt – ganz sicher! Also, lassen wir doch die anderen auch etwas gelten, schenken wir Anerkennung. Wir können ja immer noch behaupten, wir tun es schlussendlich für uns selbst...

Montag, 14. Oktober 2013

Die Sache mit dem Mut...

Wenn man so zu Hause liegt, weil einen eine Erkältung gepackt hat, kommt man vielleicht an einen Punkt, an dem man alle Folgen seiner Lieblingsserie gesehen und auch diverse Zeitschriften und Bücher von vorn bis hinten durch hat. Mir jedenfalls geht es gerade so und nein, ich will kein Mitleid heischen... Echt nicht. Naja, vielleicht ein Bisschen. Aber in diesen ruhigeren Momenten kommt man(n) ja unweigerlich zum Nachdenken, geht mir zumindest so. Und bevor ich starte noch eine kleine Anmerkung, denn eine liebe Leserin hatte sich darüber geäußert, dass längere Texte durch das Einfügen von Absätzen leichter lesbar wären. Liebe Leser, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Und während ich diese Blogs schreibe, sind auch immer welche (Absätze) da. Nur sind die leider alle wieder weg sobald ich auf "Veröffentlichen" gedrückt habe. Ich bin für Vorschlage dankbar, wie sich das verhindern ließe. Schonen Sie mich nicht, sagen Sie mir, wo der Fehler liegt! Aber zur Sache mit dem Mut... Mut ist die Grundvoraussetzung für Authentizität. Und wie schwer das sein kann, fiel mir gestern bei einem Gespräch auf. Ich unterhielt mich (ja, telefonieren geht auch erkältet - so ein Bisschen jedenfalls!) mit einer lieben Dame, die sich darüber beschwert hat, dass sie jetzt gerade von einem Ausflug mit ihren Kolleginnen kommt, der sie sehr angestrengt hat. Unsensibel wie ich nun mal bin habe ich mir erlaubt die Frage zu stellen, warum sie denn überhaupt mitgegangen sei. Die Antwort ist eine, die wir alle sicher schon x-mal selber beuntzt haben: "Ich kann doch da nicht mitgehen, sind doch meine Kolleginnen, wir sehen uns jeden Tag im Büro und...." Sie können Sich den Rest sicher denken... Das Gespräch jedenfalls warf in mir die Frage auf, inwieweit ich selbst noch so reagieren würde. Meine Liebe hat erst kürzlich in einer ähnlichen Situation den Satz zu mir gesagt: "Wenn Du etwas nicht willst, dann machst Du es auch nicht, wurscht, was, da fährt die Eisenbahn drüber!" Sie können Sich vorstellen, dass sie das in emotional recht agitiertem Zustand gesagt hat. Und soll ich Ihnen was sagen? Meistens hat sie Recht. Ich habe mir abgewöhnt, zu Anlässen zu gehen, die ich als nur anstrengend empfinde, selbst, wenn sie möglicherweise wichtig wären, um Kontakte zu knüpfen, also um "Gesichtswäsche" zu betreiben, wie man hier sagt. Ich habe es mir deswegen abgewöhnt, weil ich dort schlichtweg nicht authentisch sein kann. Wenn ich mich nicht wohl fühle, bin ich automatisch nicht locker, ziehe mich eher zurück und komme daher auch nicht so rüber, wie ich eigentlich bin. Kennen Sie das auch? Wie verhalten Sie Sich da? Schlucken Sie dreimal trocken und sagen Sie Sich: "Da muss ich jetzt durch?" Sicher gibt es Anlässe, die man besucht, auch, wenn sie einem weniger Spass machen als eine gemütliche Tratschrunde im Kaffeehaus, aber über die möchte ich nicht sprechen. Ich rede von den Anlässen, die Sie wütend machen, wenn Sie nur schon dran denken, die Ihnen einen Knoten in den Magen zaubern, obwohl Sie gerade überhaupt nicht schwer gegessen haben... Sie wissen, was ich meine. Wieso sollten Sie solche Anlässe besuchen? Und was hat das mit Mut zu tun, zu Hause zu bleiben? Ich glaube, der Grund dafür, dass die meisten Menschen den Knoten im Magen ignorieren und Dinge tun, die ihnen eigentlich widerstreben ist der, dass sie Angst haben, man könnte sie nicht mehr mögen, wenn sie zu sich stehen und einfach mal "Nein!" sagen. Was dabei oft leider vergessen wird, ist, dass dieses "Nein!" zu anderen ein "Ja!" zu uns selbst bedeuten kann. Sicher, es erfordert Mut. Es erfordert den Mut, zu sich zu stehen und das Risiko einzugehen, dass jemand mal kurzfristig schief schaut. Es erfordert den Mut, zu akzeptieren, dass jemand einen dann vielleicht nicht mehr so lieb hat wie vorher. Das wiederum wirft die Frage auf, ob wir nicht geliebt werden sollten, weil wir sind wie wir sind und nicht weil wir uns verhalten, wie man es von uns erwartet. Ja, diese Frage ist natürlich rhetorisch! Jeder wird jetzt sagen, dass das natürlich genauso sein sollte. Warum aber verhalten wir uns dann oft nicht so? Warum fehlt uns oft der Mut, zu uns zu stehen und genau das von unseren Mitmenschen einzufordern. Damit meine ich nicht, dass wir andere permanent vor den Kopf stoßen sollen und uns einen Sport daraus machen sollten. Meiner Meinung nach aber sind wir nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern zu uns zu finden und authentisch zu leben. Sind wir authentisch sind wir greifbar. Mein Gegenüber weiß, woran er/sie bei mir ist. Vergessen wir nicht: unser Gegenüber braucht nur den Bruchteil einer Sekunde um festzustellen, ob wir authentisch sind, oder nicht. Wir haben noch nicht mal den Mund aufgemacht, da hat unsere Körpersprache schon Romane erzählt. Es nützt also nicht einmal wirklich etwas, wenn wir uns zu einer Veranstaltung quälen, wenn wir eigentlich lieber mit unserer/unserem Liebsten auf dem Sofa kuscheln würden. Wir werden bei jedem nur ein ungutes Gefühl hinterlassen, das ihm/ihr sagt: "Der/Die ist nicht echt!" Das so erzeugte Misstrauen unserer Person gegenüber ist aber viel schlimmer als wenn wir den Mut aufbringen, zu uns zu stehen und damit vielleicht nicht "dazu gehören." Tun wir ja eh nicht, wenn wir uns nicht wohl fühlen. Dann können wir auch gleich aufhören so zu tun. oder? Haben wir den Mut, zu uns zu stehen, authentisch zu sein, sind wir für unser Gegenüber "echt". Sagen wir dann eine Einladung ab und erklären wir dabei klar, dass es nicht an seiner/ihrer Person liegt, dann müssen wir in der Regel auch nicht damit rechnen, dass man uns nicht mehr "lieb" hat. Überwinden wir doch einfach diese Angst. haben wir den Mut, authentisch zu sein, es ist für alle Beteiligten so viel besser, weil klarer, ehrlicher, echter. Und das hätten wir ja von unserem Gegenüber auch gern, oder?!

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Problembären - oder: alles eine Frage der Perspektive!

Wenn Sie so an die Menschen in Ihrem näheren Umfeld denken, sind diese lösungsorientiert oder doch eher "Problembären"? Sprich: sehen sie eher den großen Berg von Problemen, der vor ihnen liegt? In meiner Arbeit als Trainer begegne ich Menschen, die mich aus privaten Gründen aufsuchen, aber auch Menschen, die sich beruflich Input von mir wünschen, weil ihr Geschäft noch nicht optimal läuft. Sie erzählen mir dann oft wie schwer alles ist, dass dieser oder jener Mitbewerber gerade wieder das Angebot unterboten hat, oder dass im Team eh alle gegen ihn/sie sind oder suchen 1000 andere Gründe im Außen, warum alles gerade den Bach runter geht! Glauben Sie mir, ich versteh das. Ja, ich kann nachvollziehen, wie das ist, wenn alles, das man(n) versucht, keine Früchte zu tragen scheint und die heren Ziele, die man sich gesteckt hat, irgendwie sich überhaupt nicht erreichen lassen wollen. Es ist aber auch so eine Sache mit dem Erfolg... puuuuh! Ich möchte jetzt hier auch gar nicht das soundsovielte Mal Erfolgsformeln herunterbeten, die Sie bei tollen "Erfolgstrainern" nachlesen können, nein, ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf etwas richten, was wir bei all dem, was wir tun, gerne mal vernachlässigen: die Perspektive. Aus welcher Sicht heraus betrachten Sie Ihr Unternehmen - oder Ihr Leben, ist ja im Grunde dasselbe?! Wen machen Sie verantwortlich für Ihren Erfolg oder Misserfolg? Wie sehen Sie Sich und/oder Ihr Unternehmen? Wenn etwas schief läuft, wer übernimmt die Verantwortung? Nachdem mit dem Buch "The Secret" das Resonanzgesetz vor einigen Jahren plötzlich in aller Munde war, habe auch ich angefangen nachzudenken. Habe mir genau die Fragen gestellt, die ich gerade aufgelistet habe. Erstaunlicherweise (oder vielleicht auch nicht so erstaunlich) habe ich damals festgestellt, dass auch ich ganz klar dazu geneigt habe, alle anderen verantwortlich zu machen, egal ob Chef, Familie, das Wetter oder das Ziehen im kleinen Zeh. Überall habe ich ganz klar Anzeichen dafür gesehen, warum mein Geschäft ja nicht laufen kann. Ich war damals selbstständiger Vermögensberater in einem großen Unternehmen und wollte doch so gerne auch in die Ferien fahren und mal einen Cocktail am Strand trinken. Tja nu... Warum wir so denken wie wir denken, hat oft damit zu tun, wie wir aufgewachsen und erzogen sind. Fragen Sie Sich einmal kurz, wie Ihre Eltern denken. Gibt es da am Ende Parallelen zu Ihren Denkmustern? Es wäre nicht überraschend. Um aber wieder auf das Resonanzgesetz zurückzukommen: Wenn tatsächlich meine Gedanken vom Universum gespiegelt werden und ich genau das bekomme, was ich (anfangs leider zumeist ziemlich unbewusst) aussende, dann frage ich Sie, ist es sinnvoll, sich mit seinen Problemen zu beschäftigen und ständig darüber zu jammern, dass der Ehepartner ja nur noch nörgelt, dass Tante Martha jeden Sonntag aufs Tischtuch kleckert oder eben zu wenig Kunden da sind? Ich sag es Ihnen ehrlich: ich halte nix davon, sich selbst zu belügen und sich vorzugaukeln, es sei alles in Ordnung. Das wird ja gerne mal in den Selbsthilfebüchern als Lösung propagiert. Aber ich sehe mein Heil nicht im Selbstbetrug. Wenn mein Konto leer ist, ist es leer, egal, wie sehr ich auch das Komma gedanklich vor die "0" schiebe... Und Emotion ist noch ein viel stärkerer Sender als Gedanken. Achtung: wichtig! Deswegen gleich nochmal: Emotionen sind ein stärkerer Sender als Gedanken! Und wir alle kennen vermutlich das Gefühl, wenn das Konto um zwei Wochen zu früh im Monat schon wieder leer ist. Wenn ich Emotionen aussende, werden diese viel schneller und effektiver im Universum Resonanz auslösen als meine Gedanken (Der Knaller ist natürlich, wenn Gedanken mit Emotionen übereinstimmen!) Ich will auch gar keinen Vortrag über das Resonanzgesetz halten, das können andere, wie der von mir sehr geschätzte Pierre Franckh, viel besser. Was mir aber in den letzte Jahren "Feldforchung" aufgefallen ist, dass es etwas gibt, was wirklich IMMER hilft, wenn es gerade mal wieder emotional Herbst zu werden droht: Dankbarkeit! Es ist ja schließlich nicht so, dass immer alles gleich sch... läuft. Sind wir doch ehrlich, es gibt auch schöne Momente im Leben, der/die PartnerIn nörgelt nicht immer, es sind ganz sicher auch Kunden oder der eine oder andere Auftrag da etc. Und darauf kommt es an. Wenden Sie den Kopf doch mal bitte einen Augenblick vom halbleeren Glas auf das halbvolle und freuen Sie Sich, dass es halbvoll ist. Empfinden Sie Dankbarkeit dafür. Verändern Sie die Perspektive. Nehmen Sie Probleme zur Kenntnis aber betrachten Sie Sie als Herausforderungen zu deren Lösung Sie nicht nur das Potential haben, sondern diese Lösungen schon in der Tasche. Jedes Problem birgt die Lösung in sich. In den letzten Wochen waren ja allerorts Wahlen. Oh wie gern wird da auch (vorzugsweise vom Mitbewerb) auf Probleme hingedeutet, die noch nicht gelöst worden sind. Und wie da darauf herumgeritten wird... Da kann man schon selbst mal kurzfristig in dieses Fahrwasser rutschen und sich mitreißen lassen. Aber schlussendlich löst kein Politiker meine Aufgaben, das muss ich selber machen - und das ist auch gut so! Bei all der herrschenden negativen Grundstimmung muss ich mich dann aber auch wieder selbst wie der berühmte Münchhausen an meiner Perrücke aus dem Sumpf ziehen und auf Spur bringen. Also erinnere ich mich an den letzten zufriedenen Kunden und bin dankbar. Ich erinnere mich an den letzten schönen Moment mit meiner Partnerin und bin dankbar. Diese Dankbarkeit rückt mich nicht nur aus der Problemzone, sie eröffnet gleichzeitig auch ein starkes Resonanzfeld, dass das Universum brav reflektiert. Ich erinnere mich an das letzte Mal, wo es Geld gab, mein Lieblingsessen oder im Radio mein Lieblingssong gespielt wurde und ich bin dankbar dafür. Versuchen Sie das auch mal. Sie werden feststellen, das macht nicht nur Spass und hebt die Laune, sondern in relativ kurzer Zeit spüren Sie auch einen anderen Erfolg. Vielleicht kommt Ihnen eine neue Idee zur Kundengewinnung oder Ihnen fällt ein, wie lange es her ist, dass Sie Ihrem/Ihrer PartnerIn gesagt haben, dass Sie sie/ihn lieben, kurz: Ihnen fallen Lösungen für Ihre Probleme ein. Das ist nicht schwer. Sie müssen Sich nicht selbst belügen, denn alles, was Sie tun, ist, sich zu erinnern. Sie erinnern Sich und sind danbar für das, was Sie erreicht haben. Wenn Sie natürlich dann immer noch in Dimensionen von "zu wenig" denken, kann ich Ihnen nicht helfen. Wenn Sie es aber schaffen, die Perspektive von "zu wenig" auf "dankbar" auszurichten, können Sie gar nicht anders, als zufrieden sein. Naja und es steht ja schon in der Bibel, dass da, wo etwas ist, auch noch mehr dazukommen wird... (übrigens damals schon ein versteckter Hinweis auf das Resonanzgesetz, haben Sie sicher gemerkt!) Sie haben es in der Hand: wollen Sie weiter ein "Problembär" sein oder lieber mit relativ leichten Mitteln einfach zufriedener? Probieren Sie es aus. Ich bin gespannt!

Mittwoch, 25. September 2013

Recycling - Oder haben Sie eine eigene Meinung?

Haben Sie eigentlich einen Facebookaccount? Vermutlich schon, denn die meisten meiner Leser lernen mich über Facebook kennen. Dann kennen Sie vermutlich auch das Phänomen, das in letzter Zeit sehr beliebt ist: Zitate und Sprüche. Mit wachsender Begeisterung postet die Facebookgemeinde Zitate und Sprüche, Weisheiten und kluge Worte von Buddha, Einstein, Rumi, ... (bitte setzen Sie die Reihe hier beliebig fort) Und was da nicht alles für tolle Sachen stehen. Und munter wird das dann geteilt, anderen Menschen auf die Pinwand geposted (versuchen Sie es erst gar nicht! Bei meinem privaten facebookaccount ist die Pinwand gesperrt..!) oder es wird einfach abgeschrieben, in ein neues Kleidchen gepackt, am besten mit einem hübschen Foto und dann - ab die Post, schon veröffentlicht. Und bitte, verstehen Sie mich auch hier richtig, natürlich ist es mir lieber, jemand postet ein schönes Gedicht, einen klugen Satz von Einstein oder eine buddhistische Weisheit als die Auswüchse irgendwelcher militanter Extremisten, und ja, auch ich habe mich schon dazu verleiten lassen zu zitieren, aber wissen Sie, was ich bei mir feststelle? Solche Weisheiten verkommen zu Belanglosigkeiten. Man liest einfach darüber hinweg, macht sich auch keine Gedanken mehr dazu, zu oft hat man das schon gelesen, sieht, ach wieder nur ein Bildchen mit einem klugen Spruch. Das wirft in mir unweigerlich die Frage auf: "Hast Du denn keine eigene Meinung?" Machen wir uns nichts vor: Nicht jeder oder jede (gendern nicht vergessen, Stefan!) ist ein Rumi (übrigens ein persischer Mystiker aus dem 13. Jhdt - nur, falls Sie ihn nachher googeln wollten), der es verstanden hat, die Zusammenhänge der Welt und des Lebens in wunderschönen Worten zusammen zu fassen. Aber mich persönlich würde sehr viel mehr interessieren, was Sie oder Sie oder Sie denken, fühlen, erleben. Was, wenn Sie einen Liebesbrief schreiben, oder einen Brief, eine Email an einen anderen Menschen. Werden Sie auch nur Zitate aneinander reihen? Sicher doch nicht?! Ja, sicher, jetzt höre ich diejenigen, die sagen: "Aber XY sagt es genauso, wie ich es empfinde!" - geschenkt! Worte, die ein anderer gesagt hat, sind immer nur seine Worte, geboren aus einer Situation und einem subjektiven Erleben. Die Welt wartet aber auf Sie! Wenn wir immer mehr dazu verkommen, zu zitieren, dann verlernen wir auch, unsere eigen Wahrnehmung mit ins Bild zu nehmen. Nie werde ich meine erste Hausarbeit in deutscher Literaturwissenschaft vergessen, die ich mit "mangelhaft" zurückbekommen habe, weil der Lehrbeauftragte an der Freiburger Universität mir vorwarf zu wenig Sekundärliteratur verwendet zu haben. Auf meinen Einwand, dass es doch sicher auch positiv zu bewerten sei, dass ein Student sich seine eigenen Gedanken gemacht habe, seine eigenen Schlüsse gezogen habe und damit auch belegt habe, dass er das Buch (übrigens, es ging um "Ehen in Phillippsburg von Martin Walser) verstanden habe, wurde mir entgegnet, dass meine Gedanken keinen interessieren, ich könne mich ja wohl kaum mit profilierten Literaturwissenschaftlern vergleichen. Liegt nicht aber da schon des Pudels Kern? Werden wir nicht durch Medien, Schule, Universität, schlicht unser ganzes System dazu verleitet, unser eigenes Denken an der Garderobe abzugeben und am besten dort zu vergessen? Ist es nicht eigentlich gewollt, dass wir statt innovativ zu sein, lieber imitieren? Ganz persönlich gesehen, finde ich das furchtbar. Ich will wissen, was Menschen wirklich denken, auch wenn ich sie vielleicht "nur" über Facebook kenne und noch nie getroffen habe. Ich ertappe mich dabei, dass ich wirklich teilweise Beiträge auch enger Freunde nur überfliege, weil das 175ste Zitat von Rumi zum 42sten Mal in anderer Form veröffentlicht wird. Ja, solche Dinge SIND wichtig. Keine Frage. Aber wenn wir einen zumindest kleinen Fussabdruck in der Menschheitsgeschichte hinterlassen wollen, dann sicher nicht, wenn wir ständig das recyclen, was andere uns schon vor 1000 Jahren vorgekaut haben. Ich muss es verinnerlichen, leben, meine Schlüsse daraus ziehen und dann kann ich meine Mitmenschen daran teilhaben lassen. Die Welt braucht neue Sichtweisen, neue Erfahrungen, gerne basierend auf Weisheiten genialer Menschen, aber wenn wir vergessen, unser eigenes Herz, unseren eigenen Verstand zu gebrauchen, geschieht keine Weiterentwicklung und Stillstand ist Rückschritt - nicht nur in der Welt, sondern auch in uns selbst. Wenn wir den Mut aufbringen wollen, authentisch zu leben, dann gehört dazu, dass wir wieder lernen, unserer eigenen Intuition zu vertrauen, dass wir wieder beginnen, Gehörtes oder Gelesenes in uns zu bewegen, uns unsere eigene Meinung zu bilden zu der wir stehen dürfen. Wir müssen nicht jeden Tag unendliche Weisheiten über unsere Mitmenschen ausgiessen, aber wir dürfen sie in uns entdecken, dürfen entdecken, das auch in uns Weisheit zu finden ist, zeitgemäss, aktuell. Und auch, wenn wir sie vielleicht nicht so pointiert oder poetisch ausdrücken können, wie andere, wichtig ist, wir haben den Mut, in uns zu suchen, uns zu erforschen und uns in Bezug zu dem zu setzen, was wir hören oder lesen. Dazu ist es nämlich ursprüngleich gedacht gewesen. Sicher haben das die meisten getan, die ein Zitat posten, es mit Schleifchen und Bildern versehen, aber ist das nicht nur die halbe Miete? Wäre es nicht schön zu wissen, was jemanden bewegt hat, genau dieses Zitat zu posten, was er/sie darüber denkt? Haben wir doch den Mut, eigenständig zu denken, unser Denken sich frei entfalten zu lassen, haben wir den Mut, auf unser Herz zu hören, zu verstehen, was es bewegt. Entwickeln wir wieder mehr eigene Meinungen, schreiben wir eigene Zitate, finden wir eigene Worte - nichts kann unser Gegenüber mehr bewegen, denn unsere Worte sind eben auch subjektiv, sind mit eigenen Emotionen hinterlegt, kommen auch uns unserem zeitlichen Kontext, quasi tagesaktuel. Sie sind nicht recycelt und wirken daher um ein vielfaches mehr, stärker, eben authentischer...

Montag, 16. September 2013

Die Illusion der Einfachheit - oder: kann wirklich jeder heilen?

Hat man Sie auch schon eingeladen, Infoabende zu besuchen, an denen Ihnen gesagt wurde, dass auch in Ihnen ein "Heiler" schlummert, der nur darauf wartet, geweckt zu werden? "Alles, was Sie brauchen, sind zwei Finger und ein Herz voller positiver Gefühle!" Der Büchermarkt bietet dazu in letzter Zeit auch wahnsinnig viel Literatur und wenn man sich die verschiedenen Bücher so anschaut (ja, ich habe es getan!), dann stellt man schnell fest, dass ein Buch sich vom anderen inhaltlich oft kaum unterscheidet. Und bevor jetzt ein Aufschrei durch die ganze Gemeinde der Quanten-, Matrix-, oder anderer Selfmadeheiler geht, stopp! - keine Frage, diese Techniken funktionieren, ohne Zweifel! Es geht mir auch gar nicht darum, diese Methoden zu kritisieren. Und so sehr es mir ja auch widerstrebt, den Zeigefinger zu heben, heute muss es sein. Ok, vielleicht ist es nicht der Zeigefinger, sonder nur sein kleiner Verwandter, aber so ein Bisschen muss ich heut mal schimpfen dürfen. Wie einige Leser vielleicht wissen, habe ich selbst die eine oder andere energetische Ausbildung genossen und auch ich habe mich mit Quanten, Reiki und anderen Methoden beschäftigt, die alle dazu geeignet sind, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Die Kurse sind immer voll mit angenehmen Menschen, die alle hochmotiviert sind, diese Techniken zu erlernen, meist, weil Tante Martha schon seit Wochen Wasser im Knie hat, der Opa den grauen Star oder sie selbst mit einer anderen Krankheit geschlagen sind. Und es ist ja sooo leicht. Und was die Kursleiter oft nicht alles versprechen und erzählen... Da kann man dann schon mal kurzzeitig an der Schulmedizin zweifeln und fragt sich, warum andere 15 Semester Medizin studieren, oder viele Jahre Physiotherapieausbildung hinter sich gebracht haben, sich kontinuierlich weiter bilden, wenn es anders auch geht. Wie oft wird in solchen Kursen vernachlässigt, dass Krankheiten oft die verschiedensten Ursachen haben? Wie oft wird "vergessen", dass seelisches Ungleichgewicht oder systemische Unregelmäßigkeiten zu Symptomen und Krankheiten führen können? Da heißt es dann oft einfach nur: "Was, Rückenschmerzen? Kein Problem, das haben wir rubbeldiekatz im Griff, Du musst nur...." Ja, was muss man denn nur? Ich sag's ja nicht gern (doch eigentlich schon!), man muss hinschauen. Wenn ich einen Klienten vor mir habe, dann reicht es eben nicht, dass ich weiß, dass er häufiger aus der Nase blutet, ich muss "dahinter" schauen. Ich muss wissen, wie ein Mensch energetisch aufgebaut ist, wie er "konstruiert" ist, ich muss doch wissen, wo ich ansetzen kann, muss seine Geschichte kennen, damit ich nicht nur, wie in der Schulmedizin gerne mal getan, Symptombehandlung mache. Manche Symptome sind eben nicht nur ein Schnupfen und da kann ich energetisch zwar positiv einwirken, aber wenn ich die Ursachenforschung auslasse, dann sitzt der Klient ein paar Tage später zu Hause, die Symptome kehren zurück und dann haben wir den Salat! Was passiert nämlich dann? Genau: "die Energetiker sind alles Scharlatane, die können nix, aber einen Haufen Geld verlangen's..." Dass möglicherweise systemisch mit dem Klienten hätte gearbeitet werden sollen, er vielleicht auch psychologische Beratung gebraucht hätte etc.pp. Ach woher! Mit der XY-Methode passt das schon! Natürlich gibt es verantwortungsbewusste Energethiker mit fundierter Ausbildung auch in anderen Bereichen - Gott sei Dank! Aber wenn diese eine Ausbildung anbieten, dann kostet die meist mehr, dauert länger und ist daher natürlich längst nicht so populär wie das Wochenendseminar bei dem ich in drei Schritten zum Wunderheiler mutiere. Ach und was ist übrigens mit "Reinigung, Erdung & Schutz"? Wird ja gerne auch mal übersehen oder von den "Lehrmeistern" ins Reich der esoterischen Fabel verwiesen... Dass aber Energien fließen, ausgetauscht werden und dass es wichtig ist, sich selbst soweit zu schützen und zu erden, dass die Energien auch dahin fließen, wo sie hin gehören, das hat man vermutlich nicht gehört, wenn man nach drei Wochenenden ein sogenannter "...." (hier bitte einen beliebigen Titel einfügen, den man erwerben kann), sich aber nie wirklich informiert hat. Jetzt fragen Sie Sich vielleicht, warum ich mich so echauffiere? Ganz einfach: Wie so oft in heutiger Zeit fehlt es manchen Menschen an Demut und Verantwortungsbewusstsein. Zu einem guten Therapeuetn gehört auch, dass er "Nein" sagen kann. Nein, wie in: ich bin nicht der richtige Therapeut für Dich, aber ich kenne jemanden, der hier besser helfen kann. Oder nein, wie in: hier werden wir energetisch nur Symptome behandeln können, ich glaube, das Problem sitzt tiefer, lass uns das gemeinsam ergründen... Ich habe als Therapeut doch Verantwortung gegenüber meinen Klienten, kann sie doch nicht mit waghalsigen Versprechen in die Praxis locken, nur, um dann später einzusehen, dass ich mich doch zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Auch als Ausbilder habe ich Verantwortung. Ich habe die Verantwortung, dass mein "Schüler" alles lernt, was er wissen muss, damit ich ihn auf Klienten loslassen kann. Dazu gehört Hintergrundwissen, dazu gehört die Demut vor der Schöpfung, in deren Einklang gearbeitet werden sollte, nicht hineingepfuscht. Die Voraussetzung ist da natürlich, dass ich selbst gut ausgebildet bin... Sicher, jeder kann heilen. Wirklich. Aber wenn Sie das nächste Mal ein Buch über energetisches Heilen in die Hand nehmen oder zu einem Seminar gehen, dann prüfen Sie den Prüfer, prüfen Sie den Ausbilder. Fragen Sie nach Zusammenhängen, nach Tiefgang und Demut (ja, ich weiß, das Wort ist vorbelastet, aber es fällt mir kein besseres ein) Fragen Sie Sich, warum dieser Mensch sein Seminar anbietet. Was sind seine Ziele? Geht es um den schnellen Euro oder ist sein Ziel Sie zum optimalen Therapeuten auszubilden? Auch, wenn sich vieles geändert hat in den letzten Jahren, eines sicher nicht: Wenn ich mit Menschen arbeite, trage ich Verantwortung. Vergessen wir das nicht...